Rundbrief 2-2024
Impuls: Abschiede
In diesem Jahr haben einige Veranstaltungen zum letzten Mal stattgefunden (s. Rückblicke). Und es verabschieden sich auch immer wieder Menschen aus unseren Reihen. Deshalb als Eingangsimpuls die Erinnerung an ein Gedicht von Hermann Hesse, „Stufen“. Hier einige Auszüge:
„Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
…
„Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“
Rückblicke 2024:
Abschiede
Zum letzten Mal stattgefunden haben in diesem Jahr die Ökumenischen Bibeltage in Bad Soden-Salmünster und die Regionalgruppe Bad König/Zell. Das Regionaltreffen in Gießen wird ebenfalls nicht mehr stattfinden. Wir danken allen, die diese Tage maßgeblich gestaltet haben, herzlich für Ihren langjährigen treuen Einsatz. Danke an Christraud Buhl, die zu Anfang dieses Jahres verstorben ist, an Maria Müller und an ihre Begleitung Luzia Hermann für die Leitung der Ökumenischen Bibeltage. Danke an die Luthergemeinde Gießen-Ost mit Pfarrerin Sonja Löytynoja für ihre Gastfreundschaft und an Dr. Brigitte Cornelius für die langjährige Organisation. Danke an die Kirchengemeinde Zell mit Pfarrer Armin Hammes, Organist Roland Waldhoff, Küsterin Erika Volk für ihre Gastfreundschaft und an Johanna Hesekiel für die langjährige (24 Jahre!) Organisation.
Mit Bischofsmütze und Bischofsstab -
Bericht über eine Studienreise nach Erfurt, verfasst von Andrea Soeder
In Rom, Stockholm, Krakau und auf Zypern waren wir bereits – dieses Jahr führte uns unsere Studienreise nach Erfurt. Am 22. Juli brach eine Gruppe von elf blinden und sehbehinderten Menschen gemeinsam mit ihren sehenden Assistenten und Assistentinnen aus Hessen in die thüringische Landeshauptstadt auf. Es war die erste unserer etwa alle zwei Jahre stattfindenden Studienreisen, die die Seelsorge mit seh-beeinträchtigten Menschen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Zusammenarbeit mit dem kirchlichen Freizeit- und Erholungswerk „evangelisch reisen“ durchführte. Viele von uns waren noch nie in Thüringen gewesen und wollten schon immer einmal dorthin reisen. Deshalb war die Neugierde und Vorfreude bei allen groß. Nach einer mehr als dreistündigen Busfahrt erreichten wir unser Ziel, das Bildungshaus St. Ursula. St. Ursula ist eine katholische Heimvolkshochschule, eine zertifiziert barrierefreie Einrichtung mit Aufzügen, barrierearmen Sanitäreinrichtungen, mit hellen, freundlichen Zimmern, nettem Personal und direkt im Erfurter Stadtzentrum, am Anger, gelegen. Wer Erfurt besucht, für den ist eine Altstadtführung mit Besichtigung der berühmten Krämerbrücke und Besuch des Erfurter Doms „St. Marien“ Pflicht. Im Dom hatten wir die Möglichkeit, die Bischofsmütze und einen Bischofsstab des amtierenden Weihbischofs Neymeyr anzufassen. Aber auch die Feste Petersberg, die Alte Synagoge mit dem „Erfurter Schatz“ - Goldgegenstände, die wahrscheinlich ein jüdischer Kaufmann vor dem Progrom 1349 in der Nähe der Synagoge vergraben hat - waren Ziele unserer Studien. Auch ein Abstecher nach Weimar mit Besuch des Goethe-Nationalmuseums stand auf unserem Programm. Im Kloster St. Ursula leben noch acht Schwestern und gern haben wir uns von Schwester Jutta das Kloster, welches etwa 800 Jahre alt ist, zeigen lassen. Sie hat auch Einiges über das Leben der Schwestern heute zu berichten gewusst. Heute verfügen diese über eine gute Ausbildung, gestalten ihren Tagesablauf gemeinsam und kümmern sich um ihre älteren und nicht mehr so gesunden Mitschwestern. Und natürlich haben wir uns auch durch das Augustinerkloster führen lassen, in dem Martin Luther zwischen 1505 und 1511 als Mönch gelebt hat.
All diese Programmpunkte hat unser nettes Reiseleiterehepaar Martina und Klaus Herold im Vorfeld für uns organisiert. Und nicht nur organisiert, sondern jeden Schritt abgelaufen, um zu testen, ob wir mit Rollator und Blindenstock nicht steckenbleiben. Dabei war wohl immer wieder das historische Kopfsteinpflaster in der Erfurter Altstadt eine Herausforderung. Ebenso die 70 Stufen zum Dom, wobei diese auch noch teilweise durch die zu dieser Zeit stattfindenden Domfestspiele versperrt waren. Unsere Reiseleiter waren immer ganz besorgt, wenn sie morgens mit uns aufbrachen. Und mein sarkastischer Hinweis „Ein wenig Schwund müsst ihr auf einer Reise mit uns einplanen“ hat sie auch nicht entspannter werden lassen.
Auch Themen neueren Datums haben wir uns zugewandt. Beim Besuch der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße sahen wir Zellen von durch den Staatssicherheitsdienst der DDR politisch inhaftierten DDR-Bürgern. Tief beeindruckt haben uns die per Audioguide gehörten Berichte von Häftlingen, die wie Schwerverbrecher behandelt wurden. Meist waren es Menschen, die Kritik an der Politik der DDR geübt hatten oder in die BRD übersiedeln wollten. Sie wurden unter menschenunwürdigen Bedingungen eingekerkert und psychischer Folter ausgesetzt.
Immer wieder blieb aber auch genug Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden, und auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. Gern haben wir uns am Abend bei einem kühlen Getränk, auch aus der Region im Klostergarten oder im Klosterkeller getroffen. Dort wurden Erfurter Anekdoten vorgetragen, z. B. vom Erfurter Latrinensturz, oder wir haben gemeinsam die Eröffnungder Olympischen Spiele verfolgt. Morgens vor dem Frühstück trafen wir uns in der hauseigenen Kapelle zu einer kleinen Andacht durch Gabriela Hund vom Zentrum Seelsorge und Beratung in Darmstadt, die unsere Reise als Seelsorgerin begleitete.
Voll mit tollen Eindrücken und schönen Erinnerungen traten wir am 28.07. unsere Heimreise an. Ziel unserer nächsten Reise steht aktuell noch nicht fest; die ersten Ideen heißen „Mecklenburger Seenplatte“, „Saarbrücken – meine Heimatstadt“, „Borkum – wie früher“ oder „Bamberg“. Aber eines steht fest: Der Auftakt mit „evangelisch reisen“ war ein Erfolg. Gern wollen wir wieder mit dieser kompetenten Reiseleitung in Kooperation mit der hessen-nassauischenSeelsorge mit seh-beeinträchtigten Menschen auf Reisen gehen.
Ein herzliches Dankeschön an die Helmut-Kreutz-Stiftung sowie an Aktion Mensch, die mit ihren Zuschüssen die Kosten für Begleitung auf ein erträgliches Maß reduziert haben.
Der Bericht vom Tagesausflug nach Ladenburg am 22.09.24 von Waltraud Daute hat leider nicht mehr in den versandten Rundbrief gepasst. Hier wird er aber eingefügt:
Tagesausflug nach Ladenburg am 22.09.24, Bericht von Waltraud Daute
Am 22.09.2024 trafen sich insgesamt 12 Personen am Darmstädter Hauptbahnhof zu einem Tagesausflug nach Ladenburg; die Gruppe bestand aus 6 Blinden bzw. Seheingeschränkten und 6 sehenden Begleitpersonen.
Die Bahn war pünktlich, so dass wir vom Bahnhof in Ladenburg aus ganz gemütlich auf dem Uferdamm mit Blick auf den Neckar zu unserem Treffpunkt mit dem Stadtführer gehen konnten.
Von ihm erfuhren wir nicht nur Geschichtliches, sondern auch Aktuelles über Ladenburg. So ist hier jemand auf die geniale Idee gekommen, etwas gegen die Einsamkeit zu unternehmen, indem man auf der Neckarwiese einen 12 Meter langen Steintisch aufgestellt hat. Dadurch sollen die Bürger angeregt werden, ihr mitgebrachtes Essen und Trinken in netter Gesellschaft und mit guten Gesprächen mit weiteren Nutzern oder vorbei Kommenden zu genießen.
Auf dem Weg ins Städtchen erhielten wir von unserem Stadtführer einen kurzen Überblick zu der Stadtgeschichte, die er uns im Laufe der Führung an konkreten historischen Beispielen erläuterte, wie zum Beispiel die 2000 Jahre alte Krypta, oder mittelalterliche Stadtmauern, die teilweise sogar als Rückwand moderner Gebäude dienen.
Für die Seheingeschränkten gab es auch viel zu ertasten, nicht nur die alten Mauern, sondern auch Skulpturen und ein Stadtmodell.
Dem berühmtesten Bürger der Stadt ist ein Museum gewidmet. Carl Benz hat viele seiner Ideen in seiner Werkstatt umgesetzt, das Bekannteste ist das Automobil. Seinen Erfolg hat er nicht zuletzt seiner couragierten Ehefrau Berta Benz zu verdanken. Ihr ist eine Skulptur mit Automobil gewidmet.
Nach so vielen Informationen meldete sich der Hunger.
Frisch gestärkt machten wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang am Neckar entlang. Auf dem Rückweg zum Bahnhof reichte die Zeit noch für einen Kaffee.
Die Bahn brachte uns wieder pünktlich nach Darmstadt und so ging ein schöner Tag, bei angenehmen Temperaturen seinem Ende entgegen.
Veranstaltungen 2025
22. - 23. März 2025
Besuch von Pastorin Ulrike Fourestier, Leiterin des Taubblindendienstes der EKD
22.03.2025, Seminar, ca. 10-16 Uhr, Darmstadt
Pfarrerin Ulrike Fourestier vom Evangelischen Taubblindendienst berichtet von der Arbeit mit taubblinden Menschen. Wir erfahren, wie Kommunikation auch bei Hör- UND Sehbehinderung möglich ist. Vortrag und Workshops - Details zu Inhalt, Ort, Zeit und Anmeldemodus standen bei Drucklegung noch nicht fest. Fragen Sie nach der Einladung bei Gabriela Hund, Telefon 06151-3593616 oder per E-Mail: blindenseelsorge@ekhn.de .
23.03.2025, 10 Uhr Gottesdienst mit Predigt Fr. Fourestier in der Ev. Auferstehungskirche, Darmstadt-Arheilgen, Messeler Str. 27.
30. September – 03. Oktober 2025
„Körper – Seele - Geist“ - Wohlfühltage in Güttersbach/Odenwald, im Hotel „Zentlinde“
Unser Thema: „Das gönne ich mir!“
Sport und Entspannung, Besinnen und Genießen und das in einer schönen Umgebung in einem familiär geführten Hotel mit Schwimmbad, Solebad, Sauna und einer vorzüglichen Küche. Eigene Anreise.
Preis: bitte anfragen – es wird ein klein wenig teurer als in den vergangenen Jahren
Anmeldung und Anfragen bei Gabriela Hund, Telefon 06151-3593616 oder per E-Mail: blindenseelsorge@ekhn.de .
Eine Sommerfreizeit oder Bildungsreise wird es erst wieder 2026 geben.
E-Mail-Verteiler
Für kurzfristig geplante Aktivitäten gibt es einen E-Mail-Verteiler. Bitte teilen Sie mir per E-Mail mit, wenn Sie in diesen Verteiler aufgenommen werden wollen. Sie erreichen mich unter blindenseelsorge@ekhn.de oder gabriela.hund@ekhn.de .
Unsere Regionalgruppen in Frankfurt und Oberursel werden auch 2025 wie gewohnt stattfinden. Die Regionalgruppen in Bad König/Zell und Gießen bestehen leider nicht mehr.
Dankeschön
Wir möchten uns auch in diesem Jahr wieder bei allen Spendern, die unsere Arbeit unterstützt haben, herzlich bedanken! Auch danken wir der Hermann-Schlegel-Stiftung, die unser Körper-Seele-Geist-Seminar in Güttersbach gefördert hat, sowie der Helmut Kreutz-EBS-Stiftung, die die Sommerfreizeit in Erfurt und unsere Ökumenische Bibelwoche in Bad Soden-Salmünster unterstützt hat.
Und zum Abschluss ein irischer Segensspruch:
Möge Dein Tag von Segen erfüllt sein, wie die Sonne den Himmel mit Leben erfüllt!
Es grüßt Sie herzlich
Gabriela Hund (Seelsorge mit seh- und hörbeeinträchtigten Menschen)
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